Hauptmenü:
Ottmachau, Schloss, 1857-
Quelle: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie : nebst den königlichen Familien-
Digitale Sammlungen der Zentral-
Im alten Fürstenthum Neisse liegt das Städtlein Ottmachau mit seinem hohen und schönen Schlosse, das vormals stark befestigt war und bei Kriegsnöthen der ganzen Umgegend oftmals als Zufluchtsstätte diente. Den Chronisten zufolge wurde in Ottmachau ein „Thum-
Ottmachau hat 2.500 Einwohner, die sich meist von Leinweberei nähren, eine sehenswerthe katholische Kirche, eine Kapelle, ein Hospital, eine Fasanerie und ein hübsches Jagdschloss.
Das Schloss, hoch gelegen und stattlich, zeigt noch mannichfache Spuren von jenen starken und altertümlichen Befestigungen, die es einst zum Schutzort des Thals der Neisse machten.
Seit 1820 ist ein hochberühmter Name mit Ottmachau verknüpft, es gehört seit jenem Jahre denen von Humboldt. Der Erwerber, der Staatsminister Wilhelm von Humboldt, schreibt über Ottmachau unter dem 12. Juli 1823 (Briefe von Wilhelm von Humboldt an eine Freundin. Erster Theil): „Die Güter, welche ich in diesem Augenblick bewohne, besitze ich erst seit 1820. Sie sind sehr reizend belegen. Das alte Schloss liegt auf einem Hügel, von dem man einen Kreis der schlesischen, böhmischen und mährischen Gebirge übersieht, und zwischen diesen Hügeln, an deren Fuss die Neisse hinläuft, und dem Gebirge sind die anmuthigsten Aecker, Wiesen und Gebüsche, zu denen auch meine Besitzungen gehören. Ich bewohne zwar dieses Schloss nicht, da es nicht ausgebaut ist und nur wenige bewohnbare Zimmer für meine Kinder hat, aber ein recht bequemes und gutes Haus, ein wenig tiefer, dient mir zur Wohnung und hat auch grösstentheils dieselbe Aussicht."
Die von Humboldt , eigentlich Hombold (
Das Gut Ottmachau nach dem Tode Wilhelm von Humboldts
Wilhelm von Humboldt wies testamentarisch das Gut Ottmachau seinen beiden Söhnen, Theodor und Hermann zu. Das Schlesisches Güteradressbuch von 1873 zeigt noch diese Aufteilung: Die Burg und den Gutsteil Friedrichseck bekam Theodor, den Gutsteil Nitterwitz bekam Hermann.
Ottmachau, (Gut) nebst Vorwerk:
Post-
Besitzer: Baron [Theodor] v. Humboldt Erben
Fläche: 942 Morgen, davon 623 Mg. Acker, 97 Mg. Wiesen und 222 Mg. Wald;
Grundsteuerreinertrag: 1766 Thaler.
Friedrichseck, Dominium ([Unter-
Poststation Ottmachau 5/8 Meile
Besitzer: Frau Baronin [Hermine] v. Humboldt
Fläche: 1178 Morgen, davon 1002 Mg. Acker, 100 Mg. Wiesen, 74 Mg. Wald
und 2 Mg. Wasser;
Grundsteuerreinertrag: 2147 Thaler.
Nitterwitz, Dominium (s.o.):
Post-
Besitzer: Baron [Hermann] v. Humboldt Erben
Fläche: 934 Morgen, davon 833 Mg. Acker, 99 Mg. Wiesen und 2 Mg. Wald;
Grundsteuerreinertrag: 2219 Thaler.
Granitsteinbruch.
(Schlesisches Güteradressbuch, 1873)
Abb. aus: [Walter Keil:] Stauseestadt Ottmachau, Peine 1964, S. 16
Die evangelische Kirche
Die evangelische Kirche Ottmachaus war bescheidener als die hoch-
Wilhelm von Humboldt-
General-
Wohl nicht nur der Name Humboldt, noch mehr seine ausgezeichneten Fähigkeiten als hoher Offizier waren es, die S. M. Kaiser Wilhelm II. anerkannte und dem General Bernhard von Humboldt (1863-
Zu seinem Privatvergnügen war der General ein guter Jäger, aber kein Landwirt. Daher hatte er die vielen zur Burg gehörenden Ländereien verpachtet bis auf die idyllisch gelegene Fasanerie, die etwa 80 Morgen groß im Norden der Stadt lag. An ihrem Rand stand das Försterhaus, das ein nettes Motiv für Schwind oder Spitzweg abgegeben haben würde. (Stauseestadt Ottmachau, S. 22)
Bernhard von Humboldt (1863-
Alle Äcker westlich der Stadt, die im Bereich des künftigen Staubeckens lagen, kaufte der Staat auf. Darunter befand sich auch der größte Teil des Humboldt’schen Landbesitzes. Daher entschloß sich der General, auch den Rest seiner Ackerflächen zu verkaufen. Die Landesburg mit dem Niederschloß sowie die Fasanerie erwarb die Stadt. Damit kam der einstige Bischofssitz, den Friedrich Wilhelm lll. enteignet und dem Minister Wilhelm von Humboldt geschenkt hatte, nach 108 Jahren in den Besitz der Stadt Ottmachau.
Der General Bernhard von Humboldt mit seiner Familie und seine Schwester, Exzellenz von Busse, verlassen im Jahre 1928 Ottmachau. Sie zogen nach Lübchen in den Kreis Steinau an der Oder, wo der General einen neuen Besitz erworben hatte. (Stauseestadt Ottmachau, S. 58)
1933 war der Bau des Staudamms vollendet. Das Staubecken wurde ein begehrter Ausflugsort für die Bewohner der Umgegend, aber auch für weiter entfernt wohnende Bevölkerungskreise, besonders aus Oberschlesien.