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Clemens Humbolt war kurfürstl. brandenburg. Amtsschreiber, Rentmeister, zuletzt Amtmann in Neuhof bei Virchow (Pommern) und Pfand-
Landkarte des Kreises Dramburg mit Umgebung 1899;
Ausschnittvergrößerung von Virchow
(Andrees Handatlas, 4. Aufl. Velhagen & Klasing, Leipzig 1899)
entnommen aus: Hildebrandt, Treutler, 2008, S. 66
Der Epitaph in der Kirche von Virchow, den H. v. Massenbach noch gesehen hatte, wurde „bei Renovierungsarbeiten 1995 gefunden“ und „nach aufwendiger Restaurierung durch polnische Fachleute ist er nun an der Seitenwand der Kirche angebracht. Im Bewusstsein des geehrten Namens stellt er die Attraktion des Hauses dar.“ (Hildebrandt, Treutler, 2008, S. 66).
Die Übersetzung der lateinischen Inschrift im zentralen Bereich der Platte lautet:
„Clemens Humbolt, Einwohner von Königsberg (Neumark), am 9. Tag des Oktober im Jahre 1605 geboren in dem Amt (Präfektur) Neuhof des hoch angesehenen Brandenburgischen Kurfürsten, des Herren der Stadt (Patroni municipii), sehr fürsorglicher und sehr treuer Amtsvorsteher (Präfekt), der auf diesem Meer der Welt auf einem zerbrechlichen Schiff bei wechselndem Glück und Unglück zwischen Sirenen und Walfischen eine Zeit lang gesegelt und unter der Führung und Leitung von Christus in diesen ruhigen Hafen gekommen ist, der seine Seele und seinen Leib Gott und der Erde zurückgibt und auf eine ruhmvolle Auferstehung des Fleisches wartet, sagt dieser Welt Lebewohl. Im Jahre 1650 am 2. Tag des Januar“.
Die Umschrift gibt einen Auszug aus der Rede des Pfarrers Christian Grützmacher wieder, welche dieser als Leichenpredigt in deutscher Sprache für seinen Schwager hielt (im Uhrzeigersinn zu lesen):
„Z. TIMOTH. 4: V 6. 7. ET 8. ICH WERDE SCHON GEOPFFERT VNDT DIE ZEIT MEINES ABSCEIDES IST VERHANDEN. ICH HABE EINEN GVTEN KAMPFF GEKEMFFET. ICH HABE DEN LAVF VOLLENDET. ICH HABE GLAVBEN GEHALTEN. HINFORT IST MIR BEIGELEGET DIE KRON DER GERECHTIGKEIT WELCHE MIR AN IENEM TAGE DER GERECHTE RICHTER GEBEN WIRD. NICHT MIR ABER ALLEINE SONDERN AVCH ALLEN DIE SEINE ERSCHEINUNG LIEB HABEN. GEHALTEN VNDT EKLERET VON ERN CHRISTIANO GRUTZMAHER PT PASTORIAL HIE ANNO 1650 DEN 30. IANVARII“
H. v. Massenbach berichtet: Die erwähnte Leichenpredigt ist 88 Seiten lang, zu der noch 21 Seiten Trostgedichte kommen. 17 Seiten geben einen guten Einblick in seinen Lebenslauf.
Hildebrandt, Treutler, 2008, S. 67 schreiben weiter: „Eine Farbabbildung ist auf dem hinteren Rücktitel [des Brandenburgischen genealogischen Jahrbuches 2008] abgedruckt. Darauf ist das Wappen gut erkennbar. Dargestellt wird ein goldener Baum, begleitet von vier goldenen Sternen auf silbernem Grund. Das entspricht jedoch nicht der tatsächlichen Blasonierung, da diese Tinktierung allein höchsten katholischen Würdenträgern zustand und im Allgemeinen keine heraldisch zulässige Farbgebung darstellt.
Das Humboldtsche Wappen zeigt im goldenen Schilde einen grünen, zwischen drei Sternen stehenden Baum und auf dem Helme zwischen zwei Adlerflügeln einen wachsenden, geharnischten, ein Schwert in der Hand haltenden Ritter. [Leopold v. Zedlitz-
(Brandenburgisches genealogisches Jahrbuch. Beiträge zur Familien-
Entnommen aus: Hildebrandt, Treutler, 2008, S. 68
Die ungedruckte Chronik des Predigers Georg Christian Gutknecht zu Hermsdorf und Wulkow enthält viele biographische Fakten. Clemens wurde in Virchow an der Seite seiner ersten Frau, Barbara Fabian, Tochter des Bürgermeisters von Meseritz, zusammen mit seiner kleinen Tochter, Barbara Magdalena, die wenige Tage nach ihm gestorben war, beigesetzt. Auf Wunsch von ihm und seiner Witwe wurde die Gedächtnispredigt über Thimotheus 4, Vers 6, 7 und 8 gehalten und in Stettin gedruckt.
H. v. Massenbach zitiert einen größeren Abschnitt aus der Gutknechtschen Chronik: Nach der Immatrikulation 1624 an der Universität Frankfurt (Oder) konnte er nur ein Jahr lang studieren da er wegen der einsetzenden Wirren des 30jährigen Krieges keine finanzielle Unterstützung seines Vaters mehr bekam. Denn der Vater, Johann Humbolt, zu dieser Zeit „Consul", d.h. Bürgermeister, in Königsberg in der Neumark war „durch vielfältige Einquartierung, unerträgliche Contribuiren, unzählige Durchzüge, plündern und rauben" sehr in Anspruch genommen. Clemens nimmt beim Stadtsyndikus in Grossen eine Stelle als dessen „Manuensis" (Handlanger, Schreiber) für zwei Jahre an, bis er nach und nach zum Amtmann sich empfiehlt (1629 – 1633 ist er Amtsschreiber auf der Komturei Lago, 1633 wird er Amtsschreiber im kurfürstl. Amt Neuhof). – Er war fromm und mildtätig; er hat alle Predigten demütig angehört und fleißig in sein Reinbüchlein geschrieben. Er hat den Kirchendienern mit Lust und Freude geholfen, Legate erteilt, und zum Bau und zur Wiederbeschaffung der geraubten Glocken beigetragen. Er war glimpflich (gütig, barmherzig), dienstfertig und bescheiden, hatte ein teutsches, treues Herz, hat für seine Untertanen gereist und geschleppt, und sehr darauf geachtet, dass ihnen kein Unrecht geschehe. Darum haben Nachbarn ihm öfter nach dem Leben getrachtet.
So weit aus der Chronik. Die Vorfahren der Magdalena Rebentisch konnten nicht ermittelt werden. Sie heiratete in zweiter Ehe Cyriacus Günther von Rehberg, Amtsnachfolger von Clemens Humbolt, bei dem Magdalenas Sohn aus erster Ehe, Conrad, aufwuchs.